Der Begriff Multipotentialite (Multipotentialist*in?) geht auf Emilie Wapnick zurück. Sie bezeichnet sie damit jemanden mit vielen Interessen und kreativen Tätigkeiten. Sie leitete den Begriff vom Wort Multipotenzial ab – ein psychologischer und pädagogischer Begriff, der Menschen beschreibt, die Fähigkeiten in mehreren Disziplinen aufweisen.

Ich denke, Ihr Ansatz – so wie die Scanner von Barbara Sher, mehr davon weiter unten – hat so viel Anklang gefunden, weil er explizit ein Alternativmodell für unser ausgeprägtes Spezialistentum entwirft und validiert. Am Ende ihres vielbeachteten TED Talks sagt Emilie :

„… den Multipotentialisten hier, (…) sage ich: Nehmen Sie Ihre vielen Leidenschaften an. Folgen Sie Ihrer Neugier hinab in den Kaninchenbau. Erforschen Sie Ihre Schnittmengen. Ihr Wesen anzunehmen, führt zu einem glücklicheren, authentischeren Leben. Was vielleicht noch wichtiger ist – Multipotentialisten, die Welt braucht uns.

TED Talk Why some of us don’t have one true calling

Emilie Wapnick weist auf folgende Herausforderungen und Superkräfte hin, die Multipotentialist*innen haben können.

Die Art und Weise, wie Multipotentialites denken, lernen und gestalten, kollidiert manchmal mit fachlichen Normen. Multipotentialisten haben oft Schwierigkeiten:

+++ eine Arbeit zu finden, die sowohl genügend Abwechslung als auch Stabilität bietet;
+++ Produktivitäts- und Konzentrationsprobleme, wie z. B. den Ausgleich zwischen dem Bedürfnis nach Erkundung und der Notwendigkeit, bei mehreren Projekten Fortschritte zu erzielen;
+++ Herausforderungen in Bezug auf die psychische Gesundheit und das Selbstvertrauen, wie z. B. das Impostersyndrom, die Beantwortung der Frage „Was machst du eigentlich?“ und der Umgang mit Familie und Freunden, die sie nicht verstehen.

Herausforderungen von vielinteressierten und vielbegabten Personen

Die oben aufgeführten Aspekte gelten für viele Kunterbunte – Hochbegabte, Hochsensible und Neurodiverse – genau, wobei unterschiedliche Ursachen dafür verantwortlich sind. Ich möchte Wapnick widersprechen hinsichtlich ihrer Aussage, dass „multipods„, wie sie die Mitglieder ihrer weltweiten Gemeinschaft nennt, das gleiche seien wie ein Renaissance man oder polymath (Beachte: es ist kein Zufall, dass es (i) Renaissance Mann heisst, und (ii) interessant – nicht nur aus feministischer Sicht -, dass der entsprechende deutsche Artikel auf Wikipedia auf Universalgelehrter verweist, und (iii) nicht erstaunlich, aber skandalös, dass beide Artikel kein einziges Beispiel einer Frau aufführen…)

Wenn du mehr über das Konzept der/des multipotentialite herausfinden willst, gehe auf die Website puttylike oder lies ihr Buch How to Be Everything. Ich muss zugeben, dass ich letzteres nur begonnen habe (Leseprobe), aber vielleicht gibt es dir Hirnfutter und neue Ideen.

Und was ist ein Scanner?

Barbara Sher hat bereits im letzten Jahrhunder den Begriff des/der Scanner erfunden. Er bezeichnet Menschen, die sich nicht auf ein einziges Interesse fixieren, sondern lieber den Horizont absuchen, um alles zu erforschen, was sie sehen.

Meine Hypothese, dass sie dies tun, weil sie nicht nur vielerlei Interessen, sondern auch vielfältiges Potenzial habe lasse ich dich selber falsifizieren.

Buchempfehlungen

Barbara Sher hat diverse äusserst erfolgreichen Bücher geschrieben wie den Klassiker Wishcraft, den ich wärmstens empfehlen kann.

Zudem waren weitere Bücher wie zum Beispiel Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will internationale Bestseller.

Wenn du noch auf der Suche nach der „richtigen“ Karriere oder Berufung bis könnte dir 20 Great Careers for Multitalented People: Inspiration for Those With Too Many Interests auf die Sprünge helfen – es ist eher ein Ideensammelsurium als eine Anleitung, aber ich fand die Lektüre ganz amüsant.

About the Author

Patricia Mauerhofer

Patricia ist eine Schweizer Coach für supersensible Schnelldenkerinnen und fröhlich-freche Vielbegabte. Sie liebt es zu Schreiben, zartbittere Schokolade auf der Zunge zergehen zu lassen und ungewöhnlich begabte Frauen zu ermächtigen & ermuntern, ihre Ecken und Kanten auszuleben.

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